3. und 4. November 2018 (Köln)

2018-11-03 - 2018-11-04

Tagung der Psychoanalytischen Arbeitsgemeinschaft Köln-Düsseldorf e.V. (Institut der DPV/DGPT): Liebe im Kontext gesellschaftlicher Gewalt. Szenen und Bilder außereuropäischer Filme

Auf der Tagung erkunden wir die Dynamik von Beziehungen und familiären Strukturen, die uns in vier zeitgenössischen Filmen vorgeführt werden. Der eröffnende Film ist ein Dokumentarfilm aus Palästina und Israel. Zwei der Spielfilme haben ihren Schauplatz in Afrika, der eine im Tschad und der andere in der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa. Der dritte Spielfilm kommt aus Israel. Die unterschiedlichen Perspektiven der Filme laden zu einer Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Lebensformen von Menschen ein, die unter teilweise erdrückenden Bedingungen nach einem selbstbestimmten Leben in Würde, nach Übernahme politischer Verantwortung und der Erfüllung ihrer Liebeswünsche suchen.

5 Broken Cameras ist ein Dokumentarfilm von Emad Burnat unter Mitwirkung von Guy Davidi. Das Leben des Dokumentarfilmers Emad aus dem kleinen palästinensischen Dorf Bil'in wird uns im Film durch zwei äußere Einschnitte vermittelt, die sich zeitgleich ereignen: Der Bau der Mauer durch den Staat Israel, die Israel und Palästina trennt, und die Geburt seines jüngsten Sohnes, zu der der Vater seine erste Kamera angeschafft hat. Er hält den gewaltlosen Widerstand der Bewohner des Orts und der internationalen israelischen Unterstützer gegen die Mauer fest, die die Bauern von ihren Feldern abschneidet. So entwickelt sich der einer bäuerlichen Familie entstammende Palästinenser zum Chronisten des Lebens der Bewohner unter den massiven Einschränkungen. Was bedeutet die erlebte Bedrückung, der Kampf und die wiederholte Erfahrung von Ohnmacht der Erwachsenen für den kleinen Sohn, für alle Kinder und Jugendlichen des Orts? Was der tödliche Verlust vertrauter älterer Personen? Und schließlich der Erfolg des gewaltlosen Widerstands, der darin besteht, dass die Mauer in einem Bogen gebaut wird, der den Zugang zu einigen Feldern weiterhin erlaubt?

Mahamat-Saleh Haroun präsentiert in Daratt in zum Teil sehr gemächlichen Szenenfolgen eine Handlung, die in ihrer Einfachheit mythologische Züge gewinnt: Der Protagonist erhält vom blinden Großvater den Auftrag, den Mörder seines Vaters zu töten. Der Großvater übergibt ihm die Pistole des Vaters und der Protagonist geht in die Stadt, sucht und findet den Mann, der im Bürgerkrieg den Vater umgebracht hat, und plant, ihn zu erschießen. Es entsteht eine Beziehung zwischen dem Sohn des getöteten Vaters und dem Vatermörder, die sowohl den Protagonisten als auch den Zuschauer verunsichert. Was zunächst in der Logik ödipaler Konflikte psychoanalytisch leicht deutbar erscheint, erweist sich in der konkreten Analyse der Wirkungen als durchaus rätselhaftes und faszinierendes Panorama von Beziehungsfacetten.

Trennung von Arnos Gitai nimmt die politische Situation in Israel 2005 auf, als der damalige Premierminister Scharon nach der zweiten Intifada sich zum einseitigen Abzug aus Gaza entschied. An den Anfang stellt der Regisseur die Begegnung zweier Heimatloser, eines jüdischen Israelis und einer Palästinenserin aus Jerusalem. In der Folge bildet die Auseinandersetzung mit der Evakuierung der jüdischen Siedler in Gaza den Hintergrund eines berührenden Familiendramas, das nach Europa führt.

Félicité von Alain Gomis, zeigt das Leben Félicités, die als Sängerin in einer Bar in Kinshasa arbeitet und damit sich und ihren halbwüchsigen Sohn ernährt. Ihr Leben wird fundamental erschüttert, als der Sohn verunglückt und eine teure medizinische Behandlung braucht. Die unabhängige, stolze Frau muss sich von neuem der Frage von Abhängigkeit und Unabhängigkeit stellen. Auch ihre Liebeswünsche bedrängen sie wieder und sind in der sich anbahnenden Beziehung zu einem Mann neu zu verhandeln.

ReferentInnen:

Isolde Böhme, Dr. med., Psychoanalytikerin (DPV) und Gruppenanalytikerin (D3G) in eigener Praxis in Köln

Sigrid Scheifele, Dr. phil., Dipl.-Soz., Dipl.-Psych., Psychoanalytikerin

Achim Würker, Dr. Dr. phil., Studiendirektor i.R., freischaffender Wissenschaftler, Mitglied der Kommission Psychoanalytische Pädagogik und des Frankfurter Arbeitskreises Tiefenhermeneutik und Sozialisationstheorie

Termin:
3. und 4. November 2018

Veranstaltungsort:
3. November:
Großer Veranstaltungssaal der Psychoanalytische Arbeitsgemeinschaft Köln-Düsseldorf e.V.
Riehler Str. 23
50668 Köln

4. November:
OFF Broadway-Kino
Zülpicherstr. 24
50674 Köln

Veranstalter:
Psychoanalytische Arbeitsgemeinschaft Köln-Düsseldorf e.V.

Kosten:
75 €/ 25 € für Studierende oder AusbildungskandidatInnen

Anmeldung:
bis 31. Oktober im Sekretariat der PsAG Köln-Düsseldorf
Frau Schäfer
Telefon: 0221 135901
E-Mail: manuela.schaefer@psychoanalyse.koeln

Weitere Informationen:
Offizieller Flyer

Passende Lektüre im Psychosozial-Verlag:

Alfred HitchcockGerhard Schneider, Peter Bär (Hg.)
Alfred Hitchcock
Im Dialog: Psychoanalyse und Filmtheorie Band 1
EUR 14,90

Kaum ein anderer Regisseur verstand es so mit den Ängsten seiner ZuschauerInnen zu spielen wie Alfred Hitchcock. Er drehte mit den besten SchauspielerInnen, etablierte Begriffe wie »Suspense« und »MacGuffin« und perfektionierte die subjektive Kameraführung. Auch wenn Hitchcock trotz zahlreicher Oscar-Nominierungen nie eine Trophäe gewann, gilt der Meister der Suspense als einer der einflussreichsten und künstlerisch bedeutendsten Filmregisseure. 1979 zeichnete ihn das American Film Institute schließlich mit dem AFI Life Achievement Award aus. [ mehr ]

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Roman PolanskiPeter Bär, Gerhard Schneider (Hg.)
Roman Polanski
Im Dialog: Psychoanalyse und Filmtheorie Band 2
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Der französisch-polnische Filmregisseur, Drehbuchautor und Schauspieler Roman Polanski gilt als Meister der Inszenierung des Klaustrophobischen und der seelischen Erosion. Dass menschliche Urängste, Wahn und Verzweiflung sich als Motive durch sein filmisches Schaffen ziehen, scheint angesichts seiner jüdischen Wurzeln und der daraus resultierenden Verfolgung durch die Nationalsozialisten nur logisch. Polanski selbst stellt allerdings nur seinen Oscar-prämierten Film Der Pianist (2002) als explizit autobiografisch heraus, in den er seine Kindheitserinnerungen einfließen ließ. [ mehr ]

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Pier Paolo PasoliniGerhard Schneider, Peter Bär (Hg.)
Pier Paolo Pasolini
Im Dialog: Psychoanalyse und Filmtheorie Band 8
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Nachdem Pasolini in den fünfziger Jahren als Drehbuchautor in die Filmszene einstieg, waren seine ersten Regiearbeiten wie Accattone oder Das erste Evangelium – Matthäus noch stark vom Neorealismus beeinflusst. Bewusst inszenierte er seine Figuren als changierend zwischen Profanität und Transzendentalität. Ende der Sechziger wandelte sich Pasolinis Werk und er wandte sich großen Legenden und Mythen zu, etwa Ödipus (Edipo Re – Bett der Gewalt) oder Medea. [ mehr ]

Dieser Titel ist derzeit vergriffen.

Darren AronofskyPeter Bär, Gerhard Schneider (Hg.)
Darren Aronofsky
Im Dialog: Psychoanalyse und Filmtheorie Band 9
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Das Werk des Filmregisseurs und Drehbuchautors Darren Aronofsky reicht vom Low-Budget-Projekt Pi über den grafisch opulenten Film The Fountain bis zum Arthouse-Publikumserfolg Black Swan. Trotz der unterschiedlichen Zugänge findet sich immer das einheitliche Motiv der »Ich-Suche« des Individuums. [ mehr ]

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David CronenbergGerhard Schneider, Peter Bär (Hg.)
David Cronenberg
Im Dialog: Psychoanalyse und Filmtheorie Band 10
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Mit Werken wie Parasiten-Mörder (1975) wurde David Cronenberg zum Mitbegründer des »Body-Horror«-Genres. In seinen späteren Filmen stellt er das Thema der Gewalt in einen soziokulturellen Zusammenhang (A History of Violence, 2005) und beschäftigt sich verstärkt mit den psychologischen Konflikten seiner Figuren (Spider, 2002). [ mehr ]

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Die Coen-Brüder
Im Dialog: Psychoanalyse und Filmtheorie Band 11
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Seit Anfang der 1990er Jahre gehören die Brüder Joel und Ethan Coen als Oscar-prämierte Filmregisseure, -produzenten und Drehbuchautoren zu den Größen Hollywoods. Trotz des großen kommerziellen Erfolgs stehen die Coens bis heute für den kreativen und unangepassten Hollywoodfilm jenseits geltender Genrekonventionen. Das Buch bietet einen Gesamtüberblick über ihr Oeuvre und versammelt Texte zu ihren wichtigsten Filmen. [ mehr ]

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Michael HanekeGerhard Schneider, Peter Bär (Hg.)
Michael Haneke
Im Dialog: Psychoanalyse und Filmtheorie Band 12
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Der preisgekrönte österreichische Regisseur und Drehbuchautor Michael Haneke (geb. 1942) erlangte durch seine anspruchsvollen, sozialkritischen Filme weltweit Anerkennung. Seine Geschichten sind aus der Realität unserer Gesellschaft resultierende Alpträume, die einen Einblick in unsere soziokulturelle Conditio humana mit ihren apokalyptischen Gewalt- und Zerstörungsfantasien erlauben. [ mehr ]

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Martin Scorsese   Peter Bär, Gerhard Schneider (Hg.)
Martin Scorsese
Im Dialog: Psychoanalyse und Filmtheorie Band 13
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Martin Scorsese (geb. 1942) ist einer der bedeutendsten zeitgenössischen Regisseure und Vertreter des New Hollywood. In der Tradition des europäischen Autorenfilms der 1960er und 70er Jahre thematisiert Scorsese individuelle, soziale und soziokulturelle Konfliktsituationen sowie die Bedeutung von Gruppenzugehörigkeiten, Gewalt und den Verlust basaler Sicherheiten. [ mehr ]

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Akira KurosawaGerhard Schneider, Peter Bär, Andreas Hamburger, Karin Nitzschmann, Timo Storck (Hg.)
Akira Kurosawa
Die Konfrontation des Eigenen mit dem Fremden. Im Dialog: Psychoanalyse und Filmtheorie Band 14
EUR 24,90

Der oscarprämierte Akira Kurosawa (1910–1998) gehört zu den weltweit einflussreichsten und wichtigsten Regisseuren des 20. Jahrhunderts. Seine Erfolge und seine Wirkung auf westliche Filmemacher brachten ihm den Ruf des »westlichsten« Regisseurs Japans ein. Dabei wurde übersehen, wie sehr sich Kurosawa mit seinem Land und dessen Kultur beschäftigt hat. Das Werk und die humanistische Haltung des Regisseurs nutzen die AutorInnen im vorliegenden Band für den aktuellen Diskurs über die Conditio humana. [ mehr ]

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Timo Storck, Andreas Hamburger, Karin Nitzschmann, Gerhard Schneider, Peter Bär (Hg.)
François Ozon
Täuschung und subjektive Wahrheit. Im Dialog: Psychoanalyse und Filmtheorie Band 15
EUR 29,90

Täuschung und Wahrheit, Wirklichkeit und Fiktion, biologisches Geschlecht und Gender – das sind die zentralen Fragen der Conditio humana, die François Ozon in seinen Filmen aus verschiedenen Perspektiven thematisiert. Ozon gehört zu den interessantesten und produktivsten Regisseuren der Gegenwart. Kaum ein anderer versteht es, die verschiedensten Charaktere, Plots und Themen so brillant auf die Leinwand zu bringen. Für sein Drama Jung & Schön (2013) und den Erotikthriller Der andere Liebhaber (2017) wurde er bei den Filmfestspielen von Cannes für die Goldene Palme nominiert. [ mehr ]

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