Aktuelles
#Psychologists4Future #Psychotherapists4Future
Stellungnahme von Psycholog*innen, ärztlichen/psychologischen
Psychotherapeut*innen und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen
zu den Protesten für mehr Klimaschutz –
#Psychologists4Future / #Psychotherapists4Future
»Climate Change is a psychological crisis, whatever else it
is« (Poulsen, B., 2018)
Die aktuellen Proteste der Klimabewegung sind konsequent,
klar und gut begründet. Eine weiterhin so schnelle Erderwärmung gefährdet
unsere natürlichen Lebensgrundlagen sowie unsere körperliche und psychische
Unversehrtheit. Sie ist eine existenzielle Bedrohung.
Diverse internationale psychologische und medizinische
Fakultäten forschen bereits seit vielen Jahren an den Zusammenhängen zwischen
Klimawandel und Psychologie/Psychotherapie. Die American Psychological
Association beispielsweise hat bereits 2008 zu diesem Zweck eine entsprechende »Task Force« gegründet. Als Berufsgruppe sehen wir uns in der Verpflichtung,
unser Expertenwissen einzubringen.
Aus wissenschaftlich fundierten Quellen ist bekannt:
- Klimawandel und die ökologische Krise werden intuitiv unterschätzt. Damit verbundene als unangenehm erlebte Affekte werden mittels psychischer Abwehrprozesse (individuell und kollektiv) unbewusst gehalten. Nicht nur viele einzelne Menschen, auch viele Politikerinnen verkennen dadurch in hohem Maße das Ausmaß der Bedrohung.
Die kollektive Verleugnung steht sowohl individuellem als
auch politischem Handeln im Weg. Psychologische Mechanismen, die einer
Verhaltensänderung und politischem Handeln entgegenstehen, müssen aufgedeckt,
kommuniziert und überwunden werden.
Die Schülerinnen der Fridays-for-Future-Bewegung haben
den Mut sich dieser Angst zu stellen und auf Missstände hinzuweisen. Die
Gegenwehr auf die Proteste ist psychologisch gut zu verstehen. Daher werden
wir, die sich der existenziellen Krise bewusst sind, andere unterstützen, ein
individuelles und kollektives Problembewusstsein zu schaffen und auszuhalten.
- Menschen zu Verhaltensänderungen in Richtung eines zunehmenden Umwelt- und Klimabewusstseins zu bewegen, ist ein psychologisches Problem.
Was einem Aktiv-Werden im Wege steht, sind oft Gewohnheit und das Gefühl, keinerlei Kontrolle zu haben und nichts bewirken zu können. Wir können den Menschen zu mehr Selbsteffizienz, Handlungskontrolle und Selbstwirksamkeitsgefühlen verhelfen und die Verantwortungsdiffusion reduzieren.
- Das Bewusstwerden der Brisanz der Klimakrise und ökologischen Krise kann Symptome bis hin zur psychischen Störung hervorrufen.
Darauf müssen wir uns als Berufsgruppe vorbereiten. Es kann zu intensiven, als
überwältigend erlebten Gefühlen kommen, die in Handlungsunfähigkeit und
psychischen Störungen resultieren können.
Ohne ein politisches Einlenken zu mehr Klimaschutz werden in
den kommenden Jahren jedoch die Lehren der Umweltpsychologie besondere
Brisanz erfahren:
- Der Zustand der Umwelt wirkt sich auf komplexe Weise auf unser Erleben, Verhalten und die Gesundheit aus. Diverse Studien weisen auf erhöhte psychische und körperliche Belastungen nach Extremwetterereignissen bzw. Verlust der gewohnten Lebensumgebung hin. Die weltweiten, aber auch nationalen Behandlungskapazitäten um eine solche Krise zu bewältigen, sind aktuell nicht gegeben und müssen geschaffen werden.
Als Psycholog*innen und Psychotherapeut*innen ist es unsere
Aufgabe die Gesundheit der Menschen zu erhalten und ihnen zu helfen mit
Belastungen zurecht zu kommen, Entwicklung zu bahnen und zu fördern. Die
Zukunft und das Wohlergehen unserer und zukünftiger Generationen sind bedroht,
diese Bedrohung ist ohne politisches Handeln nicht zu überwinden.
Wir alle haben ein Recht auf psychische Gesundheit
(Art. 25 Declaration of Human Rights, Art. 12 International Covenant on
Economic, Social and Cultural Rights).
Die Anliegen der demonstrierenden Menschen sind berechtigt
und gut begründet.
Sie beruhen auf gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnissen
(vgl. Scientists4Future). Die
derzeitigen Maßnahmen zum Klima-, Arten-, Wald-, Meeres- und Bodenschutz
reichen bei weitem nicht aus und müssen zeitnah erheblich ausgeweitet werden.
Als Psycholog*innen und Psychotherapeut*innen unterstreichen
wir daher nachdrücklich die Forderungender Fridays-for-Future-Bewegung nach
einem schnellen und konsequenten Handeln und einem grundsätzlichen
klimapolitischen und gesellschaftlichen Paradigmenwechsel. Die Ziele des
Pariser Abkommens müssen eingehalten werden.
Wir nehmen unsere persönliche und professionelle
Verantwortung wahr, wollen den Druck auf die Entscheidungsträger*innen erhöhen
und sie zum schnellen Handeln bewegen.
Quellen:
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http://fridaysforfuture.de,
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www.scientistsforfuture.org,
12.05.2019
https://www.un.org/en/universal-declaration-human-rights/index.html,
12.05.2019
https://www.ohchr.org/EN/ProfessionalInterest/Pages/CESCR.aspx,
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